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Wandertipp: Moldauquelle

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Wandertipp: Moldauquelle

Homepage von Christian Greisinger
Veröffentlicht von Christian in Freizeit · 15 Juli 2019
Tags: WandernMoldauquelleMoldauFinsterau
Los geht die Wanderung am Feilichtmuseum Finsterau. Die ersten 500m legt  man auf einer Teerstraße zurück, bevor diese in eine Forststraße durch  den Wald mündet. Der Weg führt entlang des Reschbachs, der im 19. Jahrhundert zur Trift genutzt wurde, das heißt, zur  "Baumverschickung". Auf den Bergen wurden Bäume gefällt, den Wald haben  Kanäle durchzogen, die von Stauwehren mit Wasser versorgt wurden. Die gefällten und entasteten Baumstämme sind somit  durch Wasserkraft gen Tal "getriftet" worden, wo sie gesammelt und  verladen wurden. Noch heute kann man in den Wäldern teils erhaltene, teils der Natur zurückgegebene Kanäle und Wehre  erkennen.
Nach einer halben Stunde Wanderung durch den Wald erreicht man die Alte  Klause. Hier kamen früher mehrere Triftkanäle zusammen und die Stämme  wurden gesammelt weitergeschickt. Ab hier beginnt ein Pfad durch den Naturpark Bayerischer Wald. Es wird keine Forstwirtschaft  betrieben, der Wald sich somit selbst überlassen. Kein Baum muss  fürchten, gefällt zu werden. Der Borkenkäfer kann sich in Ruhe seiner Haupttätigkeit widmen, ohne gestört zu werden. Betritt man  dieses Gebiet, fällt sofort der Unterschied zu einem Forst auf. Hier ist  nichts sauber aufgeräumt, abgestorbene Bäume haben hier genauso eine Existenzberechtigung wie Wildwuchs.
Mit einem Auge immer auf dem Boden geht es über Baumstämme, Wurzeln und  Steine in einer halben Stunde immer Richtung Reschbachklause, einem  Stauwehr, das heute noch in Betrieb ist. Es sammelt das Wasser der Hochmoore - man sieht es dem Wasser des Reschbaches an, dass  es aus einem Moor kommt, der Torfanteil ist nicht zu verheimlichen - und  gibt nur eine bestimmte Menge an Wasser für den Ablauf frei. An der Reschbachklause befindet sich auch ein kleine Schutzhütte  als Unterstand, sollte man von Regen überrascht werden.
Weiter auf dem Lusenweg geht es bergauf zu tschechischen Grenze. Wo  früher Stacheldraht und Zäune in einem breiten Streifen zwei Staaten  trennten, erinnern heute nur noch zwei Grenzsteine, der eine mit "D" für Deutschland, der andere trägt ein "C" (Ceska Republika) an  die Staatsgrenze, die heute ohne jegliche Kontrolle überschritten werden  kann. Ein paar hundert Meter führt der Wanderweg der Grenze entlang, bevor ein Hochplateau die Aussicht  über die beiden Naturparks Bayerischer Wald auf deutscher und Sumava auf  tschechischer Seite freigibt. In diesem Bereich verläuft auch die europäische Hauptwasserscheide. Das Wasser des Reschbachs  fließt Richtung Donau, also in das schwarze Meer, die Moldau mündet in  die Elbe, also in die Nordsee.
Von jetzt an geht es wieder bergab. Dass vom Freilichtmuseum zur Grenze  gute 400 Höhenmeter überwunden wurden, sei jetzt erst angemerkt, bevor  dem geneigten Leser schon vorab der Mut verlässt. Leicht abwärts vorbei an Heidelbeer- Preiselbeer- und Himbeersträuchern, die,  sofern man zur richtigen Jahreszeit wandert, zu einem kleinen  Zwischenstopp einladen. Schließlich muss der Blutzuckerspiegel überprüft und ggf. aufgebessert werden...
Der Pfad mündet in eine Forststraße, der man weiter bergab folgt - immer  in Richtung Pramen Vltavy, der Moldauquelle. Dieser Schotterweg mündet  in eine Teerstraße; Hinweisschilder weisen nach rechts zum frischen Quellwasser. Ein knapper Kilometer ist noch zurückzulegen,  bevor in einem Waldgebiet an einem Hang ein Unterstand,  Informationstafeln und eine geschnitzte Figur auf die Moldauquelle hinweisen. Die Quelle selbst ist durch einen Bohlenweg umgeben, am  Auslauf kann man natürlich das klare, kalte Wasser probieren. Es ist  silberhaltig und angeblich gut für die männliche Potenz...
Die geschnitzte Holzfigur zeigt eine langhaarige Frau mit einem  Schlüsselbund. Sie soll die Moldau darstellen, die "Mutter aller  tschechischen Flüsse" genannt wird. Die eigentliche Moldauquelle liegt ca. einen Kilometer entfernt in einem Stollen. Zu  besichtigen ist nur die "touristische Moldauquelle". Hierbei handelt es  sich um die "warme Moldau" - Tepla Vltava, die kalte Moldau - Studena Vltava - entspringt in der Nähe von  Haidmühle, etwas südlicher im Bayerischen Wald. Warum die Moldau auf  tschechisch Vltava heißt, ist schnell erklärt: "wildes, reißendes Wasser" hieß im germanischen "Wilth-ahwa". Mit der Zeit  wandelte es sich dann in "Wulda", woraus dann "unsere" Moldau wurde.
Steht man an der Quelle und hat die Tondichtung "die Moldau" des  tschechischen Komponisten Bedrich (Friedrich) Smetana vor Augen (oder  besser vor Ohren), kann man wirklich nachvollziehen, wie er die Quelle der Moldau versucht hat, zu vertonen. Nebenbei bemerkt  ist auch der Rest des Werkes wert, gehört zu werden; besonders, wenn  man die Stromschnellen, den Fluss durch Prag oder die Mündung in die Elbe kennt.

Der einfache Weg vom Freilichtmuseum ist für durchschnittliche Wanderer  in ca. 2 Stunden zu schaffen, der Höhenunterschied bis zur Grenze  beträgt ca. 400 Höhenmeter, danach fällt es wieder ca 100m ab. Als krönendne Abschluss kann man beim Rückweg auf tschechischer Seite einen kleinen Schwenk machen, und in  einem Gasthaus einkehren, auf dessen Terrasse man bei gutem Wetter die Gipfel der Nordalpen erblicken kann.

Natürlich gibt es noch andere Routen, die teilweise auch mit dem Bus zurückgelegt werden können.



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